Um Paula Roth, die Wirtin der «Bellaluna» im Albulatal, rankten sich bereits zu Lebzeiten zahlreiche Geschichten, und durch ihre Ermordung 1988 wurde die «Hexe des Albulatals» endgültig zur Legende. Filme werden gedreht, ihre ‹Kunst› kommt ins Museum, eine Biografie wird geschrieben – sie wird zum Original gemacht und die «Bellaluna» gar zum Kultort. Was war das für ein Refugium, das sich Paula Roth erschaffen hat? Ein Gegenentwurf zum etablierten Gesellschaftssystem, das sie umgab? Eine kleine Schweiz in der Schweiz? Welche Optionen haben Menschen, Gruppen oder ganze Staaten, die keinen Zutritt zu einer Gemeinschaft ihresgleichen haben – oder diesen vielleicht gar nicht haben wollen? Wie weit reicht die gegenseitige Solidarität – grundsätzlich und gerade auch in Krisenzeiten?
Welche Geschichten wir uns erzählen, ist kein Zufall: Geschichten dienen immer der Selbstvergewisserung, in sie projizieren wir Ängste und Sehnsüchte. Und gerade Geschichten, die sich zu Legenden verdichten, verraten mehr über eine Gesellschaft, in der sie spielen, als ihr vielleicht lieb sein kann. Und vielleicht bekommt die sehr konkrete Geschichte der Paula Roth und ihrer bizarren Gemeinschaft in der «Bellaluna» eine Aussagekraft, die weit über die biografischen Besonderheiten dieser Ostschweizerin hinausgeht.
Mit dieser musiktheatralischen Séance verabschiedet sich Schauspieldirektor Jonas Knecht nach sieben Jahren vom St.Galler Publikum und denkt einmal mehr über unsere Gesellschaft und die Geschichten nach, die sie zusammenhalten.
Selig sind die Holzköpfe
Inszenierung
Jonas Knecht
Bühne
Michael Köpke
Kostüm
Sabine Blickenstorfer
Licht
Andreas Volk
Live-Musik
Anna Trauffer
Andi Peter
Choreographie
Marcel Leemann
Dramaturgie
Anja Horst
Regieassistenz und Abendspielleitung
Sina Wider
Souffleuse
Dorothea Gilgen
Spiel
Anna Blumer
Tabea Buser
Birgit Bücker
Pascale Pfeuti
Anja Tobler
Tobias Graupner
Julius Schröder