Selig sind die Holzköpfe

Um Paula Roth, die Wirtin der «Bellaluna» im Albulatal, rankten sich bereits zu Lebzeiten zahlreiche Geschichten, und durch ihre Ermordung 1988 wurde die «Hexe des Albulatals» endgültig zur Legende. Filme werden gedreht, ihre ‹Kunst› kommt ins Museum, eine Biografie wird geschrieben – sie wird zum Original gemacht und die «Bellaluna» gar zum Kultort. Was war das für ein Refugium, das sich Paula Roth erschaffen hat? Ein Gegenentwurf zum etablierten Gesellschaftssystem, das sie umgab? Eine kleine Schweiz in der Schweiz? Welche Optionen haben Menschen, Gruppen oder ganze Staaten, die keinen Zutritt zu einer Gemeinschaft ihresgleichen haben – oder diesen vielleicht gar nicht haben wollen? Wie weit reicht die gegenseitige Solidarität – grundsätzlich und gerade auch in Krisenzeiten?
Welche Geschichten wir uns erzählen, ist kein Zufall: Geschichten dienen immer der Selbstvergewisserung, in sie projizieren wir Ängste und Sehnsüchte. Und gerade Geschichten, die sich zu Legenden verdichten, verraten mehr über eine Gesellschaft, in der sie spielen, als ihr vielleicht lieb sein kann. Und vielleicht bekommt die sehr konkrete Geschichte der Paula Roth und ihrer bizarren Gemeinschaft in der «Bellaluna» eine Aussagekraft, die weit über die biografischen Besonderheiten dieser Ostschweizerin hinausgeht.
Mit dieser musiktheatralischen Séance verabschiedet sich Schauspieldirektor Jonas Knecht nach sieben Jahren vom St.Galler Publikum und denkt einmal mehr über unsere Gesellschaft und die Geschichten nach, die sie zusammenhalten.

Premiere im April 2023 am Stadttheater St.Gallen


Inszenierung
Jonas Knecht

Bühne
Michael Köpke

Kostüm
Sabine Blickenstorfer

Licht
Andreas Volk

Live-Musik
Anna Trauffer
Andi Peter

Choreographie
Marcel Leemann

Dramaturgie
Anja Horst

Regieassistenz und Abendspielleitung
Sina Wider

Souffleuse
Dorothea Gilgen

Spiel
Anna Blumer
Tabea Buser
Birgit Bücker
Pascale Pfeuti
Anja Tobler
Tobias Graupner
Julius Schröder

tiptop